Zum Girl’s Day 2024 gibt Julia Mayer, Maschinenbauingenieurin bei MBM innovations GmbH, einen Einblick in Ihren spannenden Berufsalltag und erzählt, was aus Ihrer Sicht für Mädchen und Frauen, die sich für MINT Berufe interessieren, wichtig ist. Sie ist zuständig für die Produktentwicklung und technische Projektleitung der VSM® Anlagen.
- Was hat dich dazu inspiriert, Maschinenbau zu studieren und in diesem Bereich zu arbeiten?
Ich denke die ersten Weichen dafür wurden bei mir bereits in der Kindheit gestellt. Schon als kleines Kind wollte ich immer mit in die Fertigungshalle unseres Familienunternehmens und stand begeistert vor den Fertigungsmaschinen. Ich liebte es zu beobachten, wie aus einer Zeichnung ein komplettes Bauteil wurde. Mein Vater erzählt heute noch stolz, dass ich damals schon die Zeichnungen in 2D gesehen habe und mir das 3D Teil dazu vorstellen konnte. Bis heute hat mich diese Faszination nicht losgelassen. Gerade deswegen bin ich sehr froh in der Produktentwicklung zu arbeiten und bin nach wie vor begeistert, den Prozess von der Idee bis hin zur fertigen Anlage begleiten zu dürfen. Besonders stolz ist man natürlich, wenn in einem Projekt auch eigene Ideen verwirklicht werden und man am Ende das fertige Ganze sieht.
- Welche Aspekte deiner täglichen Arbeit in der Produktentwicklung findest du besonders faszinierend oder herausfordernd?
Wie gerade erwähnt fasziniert mich wohl am meisten jedes Mal aufs Neue der Schritt vom ersten Meeting der Ideensammlung bis hin zur fertigen Anlage. Der Weg dorthin ist meistens nicht ganz Gerade, was oft herausfordern sein kann, da z.B. ein Änderungswunsch vom Kunden, die Machbarkeitsstudie oder andere Faktoren die ganzen Ideen und Tüfteleien wieder zurück auf Anfang setzen. Aber gerade in diesem Prozess ist es oft wichtig einen Schritt zurückzugehen und vielleicht einmal die Perspektive zu wechseln und neue Ansätze zu entwickeln, was mir wiederum besonders viel Spaß macht.
- Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?
Einen klassischen „typischen“ Arbeitstag, der fast täglich gleich ist, habe ich eigentlich gar nicht. Gerade in Phasen, bei denen ich neue Entwicklungen betreue, oder Konzepte für Kunden ausarbeite gleicht keine Aufgabenstellung der anderen – gerade das macht mir am meisten Spaß. Typische Aufgaben im Rahmen solcher Projekte sind für mich Pflichtenhefte bearbeiten, Konzepte entwickeln, Layouts gestalten und im direkten Austausch mit dem Kunden, die für ihn beste Lösung zu finden.
- Welche Fähigkeiten oder Qualitäten sind deiner Meinung nach wichtig, um erfolgreich in diesem Bereich zu sein?
Das theoretische Wissen aus dem Studium ist elementar und legt den Grundstein für unseren Beruf, um beispielsweise zu verstehen wie mechanischen Prozesse ablaufen, wie Konstruktionen erstellet werden oder wie sich Materialien verhalten. Ich persönlich finde allerdings, dass es gerade in der Produktentwicklung Fähigkeiten gibt, die man nicht im Studium lernen kann. Dazu zählen Kreativität und der Wille um die Ecke zu denken genauso, wie flexibel genug zu sein, um auch mal die Perspektive zu wechseln und Erkenntisse aus anderen Projekten auf neue Herausforderungen anzupassen.
Das Wichtigste für jeden, aber vor allem als Frau in MINT Branchen, ist nie aufhören neugierig zu sein und nach neuen Ideen zu suchen.
- Welche Möglichkeiten gibt es für Frauen im Bereich des Maschinenbaus, insbesondere für junge Mädchen, die sich dafür interessieren?
Ich finde den Girl’s Day eine super Plattform, um erste Eindrücke in technischen Bereichen zu sammeln. Ich habe mich damals für eine Probevorlesung in der Physik-Fakultät angemeldet und gemerkt, dass mich das ganze Thema einfach begeistert. Es gibt Unis die Probevorlesungen für Schüler anbieten, oder beispielsweise bietet der VDI (verein deutscher Ingenieure) für junge Frauen, die sich für MINT-Fächer interessieren das Event „junge Frauen in MINT-Fächern“ an. Hier hat man die Möglichkeit sich mit Studentinnen und junge Ingenieurinnen auszutauschen.
- Warst du während deiner Ausbildung oder Karriere als Maschinenbauingenieurin mit geschlechtsspezifischen Herausforderungen konfrontiert?
Während meines Maschinenbau-Studiums waren ich und die wenigen anderen Frauen leider öfters damit konfrontiert. Bei Aussagen wie „Frauen können sich nun zurücklehnen, denn jetzt geht’s um räumliche Vorstellung, das könnt ihr sowieso nicht“ war ich wirklich schockiert, denn mein Vater – der ebenfalls aus dem Maschinenbau-Bereich kommt – hat immer an mich geglaubt und mir das Gefühl gegeben, dass es egal ist, ob man eine Frau oder ein Mann ist. Aber es gab natürlich auch viele Professoren, die engagiert darum bemüht waren, die Studierenden für das Fach zu begeistern – unabhängig vom Geschlecht.
In meiner beruflichen Laufbahn bin ich aber tatsächlich kaum mit solchen Vorurteilen konfrontiert. Auch wenn ich bei Kunden und Dienstleistern immer noch mit mehr Männern als Frauen in technischen Bereichen zu tun habe. Wir arbeiten bei MBM zudem mit vielen internationalen Kunden und gerade im Ausland habe ich das Gefühl, dass Frauen im MINT-Bereich nochmal anders und positiver wahrgenommen werden. Darum ist es so wichtig an sich selbst zu glauben und sich ein Umfeld zu schaffen, dass dein Potenzial sieht. Daher bin ich sehr froh in einem Unternehmen zu arbeiten, dass sehr viel wert darauf legt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihren Fähigkeiten auszuwählen.
- Welchen Rat würdest du jungen Mädchen geben, die eine Karriere im Maschinenbau in Betracht ziehen?
Mein Rat wäre, glaube an dich selbst, lasse dich nicht von Leuten mit antiquierten Meinungen von deinem Weg abbringen und traue dich Fragen zu stellen.